Łyna und Jasiek

In den Tiefen der masurischen Seen lebte vor langer Zeit der König der Tausend Seen in einem prächtigen Palast.

Er hatte eine wunderschöne Tochter, Łyna, die jeden Abend an die Oberfläche schwamm, um den Gesang Jasieks, eines armen Fischers, zu hören. Er sang so schön, dass sich die Prinzessin in ihn verliebte.

Eines Nachts verstrickte sich der König selbst in den Fischernetzen und der junge Fischer fand und rettete ihn.

Der König bot ihm seine geliebte Tochter zur Frau als Geschenk für die Rettung.

Łyna stimmte einem solchen Versprechen sehr gern zu, aber sie hatte nicht erwartet, dass ihr Vater eine strenge Bedingung stellen würde.
- Nach dem Gesetz kannst du nie wieder in das Wasserreich eintreten, meine Tochter, und dein Fuß kann nicht einmal mehr das Seewasser berühren – sagte der König und verschwand in die Tiefe.

Łyna war jedoch nicht beunruhigt, da das Leben an Jasieks Seite sie glücklich machte. Die jungen Menschen liebten sich mit unzerbrechlicher Liebe und sahen die Welt außerhalb ihrer nicht.

Leider wollte das Schicksal, dass Jasiek eines Tages von einem Baum eingequetscht wurde. Man schaffte es zwar, ihn wieder herauszuziehen, aber täglich mehr schwanden die Kräfte des jungen Mannes und alle verloren die Hoffnung, dass er je wieder gesund würde.

Die verzweifelte Łyna erinnerte sich, dass auf dem Grund des Sees, im Königreich ihres Vaters, eine wunderbare Pflanze wuchs, welche die Kraft zu heilen hat. Sie sprang schnell ins Wasser, ohne über die Folgen nachzudenken. Sie wollte nur, dass ihr Jasiek wieder gesund wird. Als sie den Busch berührte und den Zauber aussprach, fühlte sie sich so erleichtert, dass sie weinte.

Ihre Tränen fielen und klangen wie stille Glocken. Das verängstigte Mädchen floh, so schnell es konnte. Sie war bald der Oberfläche schon ganz nah, schon sah sie die Gestalt Jasieks, der ihr seine Arme entgegen streckte, als plötzlich das Wasser des Sees aufgewirbelt wurde und die Stimme des Königs der Tausend Seen zu hören war.
- Du hast mein Verbot gebrochen, meine Tochter, und du musst die Strafe dafür tragen. Nach dem ewigen Gesetz wirst du in einen Fluss verwandelt. Und so geschah es.

Der Fluss weinte immer, aber sie wusste, dass das Gesetz genau so war, wie es ist, und sie musste die Folgen ihrer Tat tragen. Sie bereute jedoch nicht, was sie getan hatte, denn Jasiek wurde wieder gesund. Er musste jedoch ohne sie weiterleben. Er war verzweifelt.

Der König sah die Liebe zwischen seiner geliebten Tochter und dem jungen Fischer und hatte Mitleid mit ihnen. Er beschloss, sie nicht weiter zu trennen. Er verwandelte Jasiek in eine Weide, die sich über das Wasser lehnt und es mit ihren Zweigen berührt.