geboren in Masuren, 1948

Heute werde ich ein Interview mit meinem Opa durchführen, der seine Kindheit und Jugend auf dem masurischen Land verbracht hat.

Eine historische Kirche von 1713 befindet sich in Rychnowo, einem Dorf, das 6 Kilometer von meinem entfernt ist. Die Kirchendecke ist mit einem interessanten Wandgemälde bemalt, das die Szene der Erbsünde darstellt. Die Wände sind mit den Bildern von 11 Aposteln (ohne St. Peter) verziert und hinter dem Altar hängt ein Porträt von Martin Luther. Diese ehemalige evangelische Kirche gehört heute zur katholischen Gemeinde.


Wo und wann bist du geboren?
Ich wurde 1948 in einem kleinen Dorf (Grabin) geboren. Das Dorf liegt nicht weit von Ostróda in Westmasuren. Die Mehrheit der Einwohner in diesem Dorf waren die Einheimischen. Ich schätze, die ankommende Bevölkerung machte zunächst nur etwa 20 % aus.

Womit beschäftigten sich deine Eltern? Hast du Geschwister?
Mein Vater war LKW-Fahrer in der Landwirtschaft, die Mutter war nicht beruflich beschäftigt, weil wir in der Familie 4 Kinder waren. Ich war der älteste.

Wo hast du Deutsch gelernt?
Als ich 6-7 Jahre alt war sprach fast das ganze Dorf immer noch deutsch. Auch die jungen Ankommenden haben ziemlich gut die deutsche Sprache beherrscht. Ich als Kind natürlich auch. Das Dorf wurde erst nach 1958 polnisch, als viele Autochthone (Deutsche mit Bleiberecht in Polen) in den Westen aufbrachen.

Im Dorf gibt es auch einen Palast vom Anfang des 19. Jahrhunderts. Dort bin ich auch in den Kindergarten gegangen. In den 1950er Jahren, von Frühjahr bis Herbst, beherbergte der Palast Teams einer Organisation namens Polish Service (Służba Polsce). Es waren junge Menschen aus ganz Polen, im Alter von 16 bis 21 Jahre, die hier in der Landwirtschaft ohne Bezahlung arbeiteten, nur fürs Essen und Unterkunft.


Wo hast du zum ersten Mal gearbeitet? In meinem Erwachsenenleben begann ich als Lehrer an der gleichen Grundschule zu arbeiten, in der ich als Schüler gelernt habe.
Welches Schulfach hast du unterrichtet? Zuerst habe ich Geschichte und Wissen über die Gesellschaft gelehrt, und nach 1989 auch Deutsch. Nach der Reform des Bildungssystems wurde mir seit 1999 eine Stelle als Deutschlehrer an einem Gymnasium angeboten. Schließlich wurde ich Lehrer für Deutsch als Fachsprache in einem Berufsschulkomplex, wo ich bis zu meiner Pensionierung arbeitete.
Wie warst du als Lehrer? Lehrer zu sein war nicht nur mein Beruf, sondern auch mein Hobby. Ich stellte hohe Anforderungen, deshalb hatte ich wahrscheinlich keine Probleme mit meinen Schülern. Es ist nie passiert, dass einer meiner Schüler beim Abitur durchgefallen wäre.